Mann, Frau, Inter*, Trans*, Non-binär und Genderqueer – Gendertrouble
An Vielfalt ist die Natur nicht zu überbieten. Das war schon immer so, dies stand nur nicht auf dem Lehrplan an Schulen, Universitäten, schon gar nicht in den Büchern der Religionen. Schlaue Köpfe, die um die Vielfalt wussten, mussten schweigen, wollten sie nicht in den Bannstrahl der Kirche und des Staates geraten.
Künstler_innen mussten immer fürchten, dass ihre Werke den Stempel »entartete Kunst« bekamen, sie im günstigen Fall nur mit einem Berufsverbot belegt wurden. Die Flucht ins benachbarte Ausland hat ihnen das Leben gerettet. Das ist heute in unseren Breiten nun nicht mehr der Fall. Die hat ihr weiterleben gesichert. Die Kunst, das Wort, kann heute ungehindert verbreitet werden – sofern die gesetzlichen Regeln eingehalten werden. Ich möchte Euch heute zwei Publikationen vorstellen.
Vielfalt verstehen
Vom Hessischen Jugendring gibt es die kostenlose Broschüre “Vielfalt verstehen” (pdf).
Die Fibel „Vielfalt verstehen“ soll also einen Einblick gewähren und die Kommunikation mit queeren und über queere Menschen vereinfachen. Gleichzeitig ist sie kein Garant dafür, dass Diskriminierung von queeren Jugendlichen verhindert und abgebaut wird. Anhand eines Beispiels möchte ich aufzeigen, dass man auch ohne in Fachbegriffe zu schwimmen, Erklärungen reichen kann, die Mitmenschen gut verstehen können.
Der Begriff “cis” ist noch gar nicht so alt, weswegen er oft fragende Blicke nach sich zieht. Mit diesen einfachen Worten kann das Geheimnis “cis” gelüftet werden.
cisgeschlechtlich / Cisgeschlechtlichkeit Die Vorsilbe „cis“ verweist auf die Übereinstimmung der eigenen Geschlechtsidentität mit dem zugeteilten Geschlecht. Das heißt: Cis Mädchen und cis Frauen wurden bei der Geburt ein weibliches Geschlecht zugeteilt und ihre Geschlechtsidentität ist weiblich. Cis Jungs und cis Männern wurden ein männliches Geschlecht zugeteilt und ihre Ge-schlechtsidentität ist männlich.
Unter Trans* gibt es zu lesen
Trans* Trans* Personen sind (meist dyadische) Menschen, deren Geschlecht nicht oder nur teilweise dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugeteilt wurde. Trans* ist also ein Kind, dass bei der Geburt von den Ärzt_innen als z. B. Junge klassifiziert wird, aber in seinem Aufwachsen/Leben feststellt, dass es ein Mädchen oder nichtbinär ist.
Nun liegt es an Dir, das “nichtbinär” in der Vielfalt der Begriffe zu entschlüsseln. ;-)
männlich, weiblich, divers
In der aktuellen Ausgab e von »Bild der Wissenschaft« nähert man sich aus wissenschaftlicher Sicht dem Thema »Geschlechtervielfalt« an. Das scheint »trockener Gendernautenstoff« zu sein, ist er aber nicht, da die inhaltliche Themenvielfalt an sich schon spannender »Zünd”Stoff ist. Und keine Angst, am Ende wisst Ihr immer noch, ob ihr im Stehen pinkeln könnt oder nicht. ;-)
Intergeschlechtlichkeit und Transidentität Nach den Unterschieden zwischen Mann und Frau steht im 2. Teil die Unterscheidung zwischen weiblich und männlich im Fokus, denn diese Zuordnung ist weit weniger klar, als viele Menschen meinen. Den Anstoß zu diesem Teil der Titelgeschichte bildete die neue Geschlechtsbezeichnung „divers“, die seit einigen Monaten offiziell als dritte rechtliche Option neben „weiblich“ und „männlich“ gilt. Der Begriff bezieht sich dabei auf eine Intergeschlechtlichkeit – beziehungsweise auf eine nichtbinäre Geschlechtsidentität.
Der dritte Teil des Titelthemas beschäftigt sich mit Menschen, die das persönliche Empfinden haben, im geschlechtlich falschen Körper zu stecken. Was das bedeutet, verdeutlicht dabei die Betroffene „Anja Bäcker“. Immer mehr der sogenannten transidenten Menschen lassen auch ihr Geschlecht durch eine Operation angleichen, berichtet Jung. Viele davon sind Jugendliche. In dem Artikel „Mann statt Frau, Frau statt Mann“ verdeutlicht der Autor, welche kniffligen Fragen, Chancen und Risiken mit diesem Weg verbunden sind.
Dieses Heft sollte in vielen Bereichen der Aufklärung Einzug erhalten. Es erklärt die vielschichtigen Probleme die sich für Betroffene eröffnen und kann dazu beitragen, Vorurteile und falsche Verständnisse auszuräumen. Mit 8,20 Euro ist es nicht umsonst, gehört schon zur gehobenen Preisklasse im Handel. Dafür ist das Wort unverfälscht, die Beiträge wissenschaftlich fundiert, verständlich und spannend geschrieben und werden nicht nachträglich manipuliert.
Ein weiterer Vorteil beider Publikationen: Es schaut dir niemand über die Schulter, verwertet was du liest und jubelt Dir im Anschluss vielleicht noch fragwürdige “Was dich interessieren könnte”-Beiträge unter.
(Doku: Das Dilemma mit den sozialen Medien)