Unisex-Toiletten
in Frankfurt!
Es gibt sie. Was lange währt … Unisex-Toiletten im öffentlichen Raum, außerhalb der queeren Treffpunkte. Wo andere Städte sich wegducken, unter anderem Hanau, liefert Frankfurt den Beweis, dass es doch geht.
Die alte Bedürfnisanstalt im Südbahnhof war nun jenseits aller Vorstellungen angekommen, nicht mehr zumutbar. Und seit einiger Zeit ist die neue Toilettenanlage, die Unisex-Toiletten innehat, zugänglich.
Bei einem Becher Cappuccino habe ich mir das Treiben vor und im Vorraum der neuen Toilettenanlage angeschaut. Und oh Wunder – kein Geschrei, keine Zurechtweisung vor den Toiletten durch unwissendes, einer binären Geschlechterordnung geprägtes Personal. Richtig wohltuend. Auch keine Tumulte oder besorgtes Nachfragen von Andersdenkenden oder jene, die generell Unisex-Toiletten infrage stellen, gar ablehnen (müssen).
Für und wider von Unisex-Toiletten
Für viele Menschen, wie Inter* oder Transpersonen, mit einer Geschlechtsidentität, die nicht mit dem ihr zugewiesenem Geschlecht übereinstimmt, die anders gelesen werden, ist es schwierig bis unmöglich, eine geschlechtergetrennte Toilette aufzusuchen. Nicht-binäre Personen ordnen sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht eindeutig zu.
Die aufgezählten Personengruppen können bei einem Toilettenbesuch sogar Anfeindungen erleben. Auch für Eltern kleiner Kinder stellt sich ein Dilemma dar, wenn sie ihr kleines (andersgeschlechtliches) Kind auf die Toilette begleiten wollen.Bei Frauen und Mädchen, die Gewalterfahrungen mit Männern oder Jungen gemacht haben, können gemischtgeschlechtliche Toiletten Ängste auslösen.
Wände und Türen von gemischtgeschlechtlichen Toiletten schließen häufig zum Boden und zur Decke vollständig ab, um zu verhindern, dass die Kabinen von außen eingesehen oder mit einem Mobiltelefon durch die Öffnungen Bilder gemacht werden können. Solche Toiletten können aber ein Risiko für Menschen mit Epilepsie sein. Auch bei Menschen mit Neigung zum Herzinfarkt oder Schlaganfall, kann bei geschlossener Tür von außen nicht gesehen werden, ob jemand verletzt und hilfebedürftig am Boden liegt.Manche muslimischen, hinduistischen, jüdisch-orthodoxen Frauen dürfen aus religiösen Gründen keine öffentlichen Toiletten mit ihnen unbekannten Männern teilen. Sie können gemischtgeschlechtliche Toiletten nicht benutzen. (Allwissende Müllhalde)
Olaf von WordPress würde sagen: „Alles geht nun mal nicht.“
Da müsste man eventuell nochmal eine Nachdenkrunde einlegen, überlegen, was machbar ist, wie dieses Problem angegangen werden kann.
Unisex bedeutet genderneutral/geschlechtsneutral
Und es ist erstaunlich, was für ein Aufhebens hier und da gemacht wird, als ob die Welt an der Umsetzung der Rechtssprechung, spätestens am Urinal, untergeht. Und am Ende? Es ist das normalste der Welt, auf diese Toiletten zu gehen.
Wie hier in Frankfurt-Süd: Links Urinale – kann ich da auspacken? Nein? Dann nach rechts abbiegen, die geschlossene Variante aufsuchen. Manche:r hat erst gestutzt, ist dann aber zielstrebig zu der, für den Moment, angedachten Örtlichkeit gegangen. Geht doch, in Zügen funktioniert das doch auch. Tut niemanden weh (Tutwächter online).
Nicht nur queere Besucher_innen der Unisex-Toiletten dürften das Ganze wohlwollend zur Kenntnis nehmen, denn noch kostet der Besuch nichts. Auch ein Novum in Frankfurts DB-Bahnhöfen. Die Anlage ist blicksicher und gut zugänglich. Auch für Menschen mit einem Handicap. Man taumelt auch nicht mehr rückwärts aus der Örtlichkeit. Ich war zumindest hocherfreut.
Im weiten Rund dürften es die ersten ausgewiesene öffentlichen Unisex-Toiletten sein. Vielleicht werden es im Laufe der Zeit, mit einhergehenden Erneuerungen der Anlagen, mehr. Zu wünschen wäre es.
PS: Lasst Euch/Lassen Sie sich, von dem integriertem Screen-Reader (Bildschirm-Vorleseprogramm) den Text vorlesen. Achtet auf die Lesart von : * _ Gendern ist Luxus (zumindest in Sachsen). ;-)
>Nachtrag 15.09.2023: Umfrage der Stadt Frankfurt hinzu (Bild)