Nicht nur in Berlin oder Frankfurt tut sich binäre Welt schwer mit den Unisex-Toiletten für das 3. Geschlecht¹, auch in Hanau, wo es die Offen für Vielfalt-Schilder bald an jeder Türe gab. Gab … Die Zeiten ändern sich.
Obwohl mir vor mehr als zwei Jahren Herr Jäger von „Demokratie, Vielfalt und Sport“ (Stadt Hanau) zusicherte, dass er sich darum kümmert, ist bisher nichts geschehen. Keine Unisex-Toiletten für die von der Stadt gefeierte CSD-Vielfalt. Hier und da wäre es nur der Austausch eines Schildes für höchstens 5 Euro, wie im Congress Park Hanau.
Auf der Veranstaltung Hey Europe in Hanau (September 2022), forderte ich erneut die Verantwortlichen in einer Videobotschaft auf, dafür zu sorgen, dass es eine Unisex-Toilette (All Gender) in den städtischen Einrichtungen gibt.
Es sind ja nicht nur stirnrunzelnde und fragende Blicke, die einen zum Toilettengang begleiten, dass sich das Reinigungspersonal vor einem aufbaut, den Zutritt verweigern will, kommt hinzu. Da unwissend (fehlende Bildung?) und meistens aus einem anderen Kulturkreis, wird laut zeternd die Security herbeirufen. Diese steht dem Reinigungspersonal dann in nichts nach und ab da wird es richtig spannend.
Muss das sein?
Muss man sich erst einer Leibesvisitation unterziehen, damit der diskriminierenden heteronormativen Wertewelt Genüge getan wird?
Täglich verletzende Geisteswissenschaften
Befeuert wird derzeit das Ganze durch die „Sauna-Debatte“ (Transfrauen mit männlichem Geschlechtsteil stürmen die Saunen der cis-Frauen), was natürlich hausgemachter Blödsinn der Gegner des Selbstbestimmungsgesetzes ist. Wer will, sollte Google fragen oder das Internetarchiv durchleuchten. Den Link gibt es über die datenschutzfreundliche Mailbox.
Wie viele Vorfälle in Saunen hat es von Transfrauen seit Bestehen des Transsexuellengesetz gegeben, die den geschützten Raum von Frauen (cis) missbrauchten?
Davon abgesehen: Janka Kluge hat auf der »Lust mit Genuss«-Veranstaltung, als einer der ersten Frauen, die nach dem 1980 geschaffenen Transsexuellengesetz den Weg der Transition gegangen ist, erzählt, wie es sich anfühlt, wenn alles an einem infrage gestellt wird. Würde vielleicht dem einen oder der anderen gut zu Gesicht stehen, mal darüber zu sinnieren.
Zurück zu den Unisex-Toiletten.
Unsere Forderung nach geschützten Räumen (Unisex)
Wir wissen alle nur zu gut, dass das Anderssein schon Grund genug für Mobbing an Schulen, am Arbeitsplatz und in der eigenen Wohngegend ist. Da macht auch Hanau keine Ausnahme, obwohl gerne anderes beteuert.
„Der öffentliche Raum ist ein gefährlicher Raum. Gerade auf der Toilette. Das trifft etwa auf Transfrauen zu, also Menschen, die laut Geburtsurkunde „männlich“ sind, die sich aber als Frau fühlen. Wenn sie auf eine Herrentoilette gehen, kann es vorkommen, dass sie beleidigt, beschimpft, sogar tätlich angegriffen werden.
Gehen Transfrauen auf eine Damentoilette, ist die Situation zwar selten gewalttätig, aber Transmenschen würden gemustert, analysiert und bewertet. Es gibt auch Fälle, in denen das Wachpersonal gerufen wird, um Transmenschen aus den Toiletten zu werfen, weil andere Toilettennutzer glauben, dass die dort nicht reingehören.“ (René_Hornstein / Bundesverband Trans*)
Transmännern kann es ähnlich ergehen. Die Anmache folgt gleich nach dem Entleeren, dem abschütteln. Sorry. (:blush:)
Offen für Vielfalt (nur in eine Richtung)
Wenn ein halbes Dutzend Toiletten, wie im Congress Park Hanau, zur Verfügung stehen, warum fällt es Hanau so schwer NUR EIN SCHILD zu ändern und den Vielfalt-Beteuerungen Taten folgen zu lassen? Offen für Vielfalt bedeutet nicht nur den Opfern des 19. Februar zu gedenken.
„Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“.
Warum ist die Botschaft, die doch selbstverständlich sein sollte, so wichtig?Weil sie zwar gesellschaftlicher Konsens ist, aber zunehmend angegriffen und infrage gestellt wird. Es zeigt sich doch jeden Tag, wie wichtig es ist, sich für demokratische Werte und eine offene Gesellschaft einzusetzen. Für Vielfalt, unsere Freiheit und Selbstbestimmung, für unsere Demokratie.
Wir setzen uns auch für eine diskriminierungsfreie Arbeitswelt ein – unabhängig von Herkunft, Sprache, Alter, Geschlecht und Sexualität. Das sind die drei Ebenen, auf denen wir aktiv sind.
(Dagmar Krause (Sprecherin und Koordinatorin der Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung) / HNA)
Es geht auch anders…
Wir wissen alle nur zu gut, dass das Anderssein schon Grund genug für Mobbing an Schulen, am Arbeitsplatz und in der eigenen Wohngegend ist. Da macht auch Hanau keine Ausnahme, obwohl gerne anderes beteuert. Wahrscheinlich stehen jene auch beim „Lichtblick“ sich kiffend die Beine allabendlich in den Bauch.
Dass es auch anders geht, konnte man bei unserer Veranstaltung im JuBiKuz sehen (Café ANDERSraum). Beate Krüger vom JuBiKuz war von Beginn an bereit, ein Toilettenschild im Hause anzupassen, der geschlechtlichen Vielfalt, die an die Türe klopft, Rechnung zu tragen. Am Veranstaltungstag selbst hat sie ein Wackelbildchen an die Türe geklebt (Männlein, Weiblein, Trans = Unisex).
„Wir brauchen (Unisex)-Räume, in die wir gehen können, ohne uns vor anderen rechtfertigen zu müssen, wie wir uns fühlen und als was wir uns fühlen.“
Das gilt auch, und insbesondere, für Schulen. Wir sollten unseren Kindern eine Zukunft im Licht geben, sie aber nicht an der zweigeschlechtlichen Wertewelt verzweifeln lassen.
Nachgedacht
An die notorischen Verweigerer der Hinweis: Weder im Flugzeug, noch in der Bahn gibt es Toiletten, getrennt nach Geschlecht. Da gibt es nur Unisex-Toiletten. Bei der Bahn muss man froh sein, wenn EINE dieser Toiletten sauber ist und funktioniert.
¹ = Gesetzgebungsverfahren / Soziales Geschlecht oder Geschlechtsidentität außerhalb der Zweigeschlechtlichkeit Mann/Frau