Postkarten aus dem ANDERSraum
Am 1. Oktober 1869 erschien bei der österreichisch-ungarischen Post die von Dr. Emanuel Herrmann entwickelte Correspondenzkarte mit eingedrucktem Postwertzeichen (Postkarte). Die Rückseite der 8,5 cm × 12,2 cm großen Korrespondenzkarte konnte bei Erscheinen der Karten, zur Vereinfachung, frei beschrieben werden. (Allwissende Müllhalde)
Zeilen aus einer anderen Zeit:
- Liebe Mutti, wie geht es Dir. Mir geht es gut. Das Wetter ist schön.
oder
- Willst Du mich retten, schick mir Geld und Zigaretten.
Mehr ging ja nicht auf eine Postkarte, zumindest nicht in jungen Jahren, denn es gab auch irgendwo eine Art unterschwelligen Zwang. Wehe man kommt aus der Freizeit heim und hat keine Karte an die Daheimgebliebenen geschickt. Mit den zitierten Texten gab es aber keine Pluspunkte. Daß man überhaupt eine Karte verschickte, hat dann wenig gezählt. In späteren Jahren wurde manchmal die Schrift immer kleiner, fast bis zur Unlesbarkeit gestaucht und der Text im Kreis zu einer Schnecke geschrieben. Dennoch reichte der Platz auf der Postkarte nicht aus. Und wenn die Karte zur Oma ging, wurde die beste Schönschrift ausgepackt und füllerkauend überlegt, was Omas Herz erfreuen würde.
Es gibt viele Geschichten um die Postkarte. Manche von ihnen waren gar Jahre unterwegs bis sie den Hafen der Bestimmung erreichten. In unserem digitalen Zeitalter hat die Postkarte leider an Bedeutung verloren. Leider deshalb, weil sie gerade in einer Zeit der schnellen Kommunikation die Möglichkeit bietet, sich der Langsamkeit des Seins bewußt zu werden, sich für einen Moment ganz bewußt einem Menschen zuzuwenden, der einem wichtig und nah steht. Eine Postkarte kaufen (oder mitnehmen), die passende Briefmarke dazu und sich dann irgendwo hinsetzen, einer lieben Seele die Karte schreiben, hat heute schon Ritualcharakter.
Schreib mal wieder… eine Postkarte
Es gibt einige Möglichkeiten an eine kostenlose Vorlage zu kommen um seine Gedankenwelt auf reisen zu schicken. Eine Möglichkeit sind u.a. die Szenekneipen, Café’s oder auch Regenbogentreffpunkte. Dort liegen in der Regel Karten in vielfältiger Art aus. Ob ernster Natur, mit einem Zwinkern oder auch in rein informativer Aufmachung. Es findet sich meistens etwas, um jemanden auf einem anderen Weg eine Freude zu bereiten. Und wenn 100 Mal jemand im Umkreis meint, Postkarten sind völlig out, dann schicke dem „außerirdischen“ Wesen eine Karte. Vielleicht merkt dieses dann, was so eine Postkarte aussagen kann – ohne digitalen, überwiegend amerikanischen, Überwachung und Trackingwahn.
Und wo gibt es die ANDERSraum-Karten?
Mitte des Monats September bestücken wir, eine Mitarbeiterin der Aids-Hilfe und ich, ein paar Locations in Gelnhausen. In Frankfurt werde ich das LSKH und KUSS41 mit den Karten vom „ANDERSraum“ ausrüsten. In Offenbach schaue ich am Rathaus vorbei, und morgen (08.09.) bin ich am Queer Hanau-Stand in Gründau-Lieblos anzutreffen.
Und weil ich nicht überall vor Ort sein kann, verschicke ich am 01. Oktober, zum 150jährigen Jubiläum der Postkarte, im Auftrag von Euch 10 Karten vom „ANDERSraum“ in die weite Welt. Wer zuerst den Finger hebt, für sich oder wen anderes eine Postkarte will… Klick genügt (Inhalt, Anschrift wird nicht gespeichert, nach Briefkasteneinwurf alles gelöscht (Datenschutz)).
Fehlen nur noch die Briefmarken zu 0,60 € … und ein Briefkasten mit täglicher/wöchentlicher Leerung. ;-)
Bildernachweis: Beitragsbild margarita kochneva/pixabay