Gender-Trouble: Der ganz normale Wahnsinn

An anderer Stelle habe ich den einen oder anderen Versuch gestartet, meinen Blogbesucher_innen die „biologische“ Vielfalt der Menschheit näherzubringen. Das ist kein einfaches Unterfangen. Aber, wir können uns ganz entspannt zurücklehnen. Die Wissenden, also jene die sich damit hauptsächlich befassen, die Gendernauten, kommen auch nicht auf einen grünen Zweig. Von daher…

Mann, Frau, Inter*, Trans*, Non-binär und Genderqueer… Mensch?

Gender-Trouble!

Unsere Gemeinschaft ist von einem heteronormativen Bild geprägt, was vom männlichen Geschlecht bestimmt wurde/wird. Da hat weder eine gleichgeschlechtliche Liebe, noch eine Variable im Geschlecht etwas zu suchen. Das bringt auch nur alles durcheinander, weswegen Gender-Studies nicht erwünscht sind.

Zugegeben, in meiner Kindheit war alles einfacher: Mann, Frau (Junge, Mädchen) – mehr gab es nicht. Halt. Es gab schon mehr, nur es wurde totgeschwiegen. Queergeister wurden eingesperrt, in Heimen untergebracht, der Gesellschaft entzogen. Noch früher haben Glaubenszirkel der Menschheit eingebläut, was Gott gegeben zu sein hat. Abweichungen wurden einer finsteren Macht zugeschrieben, von dem mit den Füßen getretenen Kindeswohl abgesehen. In manchen Naturvölkern waren jene Menschen, die nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen waren, „Two Spirits (Zweigeister)“. Oft nahmen diese eine schamanische Stellung in der Gemeinschaft ein. Und wie ist das heute?

Gendertrouble
Gelesen als … aber ob, das erzählen uns die Bilder nicht.

Wer vielleicht das Bild genauer studiert, dem wird auffallen, dass nebst den indirekten göttlichen Botschaften, das Geschlecht der Personen, die im Mittelpunkt stehen, nicht eindeutig definierbar ist. Zumindest nicht nach unseren heutigen Werten und Vorstellungen. In einer fernen Zukunft würde vielleicht der wissenschaftliche Offizier auf dem Holodeck eines Raumschiffs zu seinem Captain sagen: „Faszinierend.“

Aber wir sind ja im Jetzt. Und da sieht die Sache anders aus.

 

Ein steiniger Weg

Was wäre, wenn …? Was wäre, wenn es diese Einteilung Mann – Frau nicht geben würde? Wenn man die heteronormative Ideologie der Geschlechterteilung noch erfinden müsste? Dazu mag sich jeder mal selbst Gedanken machen. In meinem Werdegang zu dem Mensch, der ich nun bin, habe ich mir oft die Frage gestellt, wer oder was bin ich? In Kassel wurde ich gefragt: „Was stellt Frau für dich dar?“ Ich konnte weder mir noch dem/r Fragesteller_in die Frage befriedigend beantworten. Heute würde ich sagen: Ich bin eine Frau abseits der weiblichen, lesbischen und männlichen Ideologie. Ich definiere mich nicht als Frau im heteronormativen Sinne. Ich bin anders.

Robin, von der Trans* Inter* Beratungsstelle München, hat in den E-Mails stehen:

Da ich mich weder als Mann noch als Frau verorte, möchte ich Sie bitten, auf Anreden wie „Herr“ oder „Frau“ zu verzichten. Da mein Pronom „sie“ ist, können Sie mich mit gerne mit „Sehr geehrte …“, „Liebe …“, oder auch einfach „Hallo …“ anschreiben. Vielen Dank!

Das ist es. good

Wenn heute Menschen sich zu einer Transidentität bekennen, können sie nicht mal für sich selbst vorhersagen, wohin nun die Reise geht. Sie haben eine vage Vorstellung, aber das was dann kommt, ist immer wieder eine Herausforderung für sie. Daß sie den steinigen Weg der vor ihnen liegt gehen wollen, ist schon eine mutige Entscheidung. Denn merke: Es ist einfacher, der Gesellschaft und ihren Normen zu entsprechen, als aus ihr auszubrechen. Ich kann ihnen dann mit auf den Weg geben: „Jetzt fängt dein Leben an, nun entdecke dich. Sage zu dir am Morgen im Spiegel „Hi“ und winke dir zu. Wir von den Trans*Beratungsstellen im weiten Rund, helfen dir dabei.”

Vieles ist auch in Trans*Kreisen von irgendeiner Ideologie geprägt. Oft kommen die gesellschaftlichen Bilder zum tragen, die das eine und andere Geschlecht prägen. Dazu gehört mitunter das äußerliche Geschlecht, wie auch die äußerlichen Merkmale. Auch das soziale Geschlecht spielt da eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Ebenso das Sein im bisherigen Leben. Dies alles kann man nicht an einen Garderobenständer wie einen Überzieher abhängen und ihn am Ende des Tages vergessen. Es ist ein sich immer wieder neu erfindender Prozess. Und wenn man einmal den Schritt gegangen ist … ein zurück gibt es nicht.

Zu guter Letzt möchte ich euch noch einen Gender-Trouble-Link der Gendernauten reichen:
Warum Geschlechterforschung so umstritten ist (Deutschlandfunk)

cu bye2

Bildernachweis:
kleine Bilder v.l.n.r.: Johannes der TäuferDer LautenspielerVerkündung (verdeckt) – Johannes der Täufer (als Jüngling/hier nicht zu sehen)
großes Bild: Vorlage Pixabay; modifiziert nach einem Bild der NYT von Anika F.

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